Die Sportwissenschaft hat in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse verzeichnet. Ende 2024 veröffentlichte die Projektgruppe "Power to Win" einen zeitgemässen Weg der Athletikentwicklung im Schweizer Sport. Die Inhalte des Athletic Development Programs (ADP) sind hinsichtlich Bezeichnungen und Struktur am neuen J+S Ausbildungsverständnis ausgerichtet. Swiss Volley investierte im Rahmen eines Revitalisierungs-Projekt ebenfalls viel Ressourcen in die Wissens-Aufbereitung und den Transfer der Entwicklungsdimension Athletik in die Sportarten Volleyball und Beachvolleyballsport.
Die ADP Unterlagen lösen die bisherige, als praktische Übungssammlung konzipierten «2016 Swiss Volley Athletik Guidelines» ab, indem sie einen aktualisierten Theorie-Unterbau für die umfangreichen Praxisinhalte schaffen (ADP Grundlagenpapier) und ihm mit der Fokussierung auf das Benchmark Levelsystem eine zwar weniger umfangreiche, dafür aber klarer strukturiertere und verbindliche Entwicklungs-Richtschnur für den Nachwuchsleistungssport im Volleyball und Beachvolleyball zur Seite stellt.
Swiss Volley orientiert sich in der Auswahl und Strukturierung der Athletikfaktoren am Glossar der Entwicklungsdimension Athletik im Ausbildungsverständnis von Jugend und Sport (Power to Win), trennen jedoch vom Kernmodell abweichend den Kombifaktor „Stabilität/Mobilität“ bewusst in zwei eigenständige Teile auf.
Im Fokus der Athletikausbildung im ADP stehen somit sechs Entwicklungsfaktoren (dunkelrote Puzzlesteine). Die Grundlage der Belastbarkeit bilden nebst den Entwicklungsfaktoren Mobilität und Stabilität die Themenvertiefungen (helle Puzzlesteine) zur sportartspezifischen Rumpfkraft, das Sehnen-Adaptionstraining und das Gerüst von Power to Win. Zusätzlich thematisiert die ADP Ausbildung für unsere Sportarten weitere wichtige Vertiefungsthemen zum Athletiktraining, nämlich das Warm-up, die Sprungkraft, sowie die Trainingsspezifik des weiblichen Körpers (stongHER).
Wie eingangs erwähnt, ergänzten in den letzten Jahren sehr viele neue Erkenntnisse die Trainingswissenschaft und so manches früher unbestrittene Paradigma wurde in dessen Folge gekippt. Deshalb bestehen zur Thematik des Athletiktrainings nicht nur in unserer Sportart aktuell noch viele, teilweise längst widerlegte frühere Ausbildungslehren, Meinungen und Überzeugungen in den Köpfen von Trainer:innen.
Die Trainingslehre basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen von bezüglich Athletik erfahrenen Trainer:innen, um Trainingseffekte zu optimieren und Trainingspläne zu gestalten. Evidenzbasierung bedeutet, dass Trainingsentscheidungen und -empfehlungen auf der besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz basieren.
Gerade auch im Gespräch mit ehemaligen Leistungssport-Volleyballer:innen wird sehr gerne mit Verweis auf frühere sportliche Erfolge im Volleyball oder bekannte Trainer:innen argumentiert, anstatt aktuelle Sportwissenschaft oder Evidenz als Orientierungs- und Entscheidungs-Massstab zu nehmen.
Um bestehende Meinungen und Überzeugungen mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft abgleichen zu können, verfasste Swiss Volley im Rahmen des ADP-Projekts ein Grundlagenpapier. Darin wurde ein aktueller Stand der herrschenden Trainingslehre -insbesondere fürs Zielpublikum Trainer:innen gedacht- zusammengefasst. Das Papier soll Argumente und Gründe für gewählte Entscheidungen mit den wichtigsten Referenzen und Quellangaben zentral bündeln sowie bei der Beantwortung von Fragen rund um das Thema Athletik als Referenz und Orientierung dienen. Es soll Unsicherheiten und Missverständnisse rund um das Thema Athletikausbildung mit Jugendlichen beheben helfen. Darüber hinaus beinhaltet es Vertiefungskapitel zu ausgewählten Themen. Das Grundlagenpapier wird fortlaufend erweitert.
In Rücksprache mit Dozenten der Uni Bern wurde das Lehrbuch "Trainingswissenschaft für die Sportpraxis" von Alexander Ferrauti (Hrsg.) als grundsätzliche Referenz hinsichtlich aktuellem Stand der Sportwissenschaft definiert. Im weiteren gelten die Unterlagen der Trainerbildung Schweiz, die Inhalte von Power to Win sowie der KINGS-Studien (Granacher, u.a.) als wichtige Referenz. Daneben fanden zahlreiche weitere Studien und Literatur Eingang zu den jeweiligen Themen.